Unternehmen sollten sich darauf einstellen, dass sie schon bald in ihren Stellenanzeigen klare Angaben zum Gehalt machen müssen. Aussagen wie „faire Bezahlung“ oder „leistungsgerechte Entlohnung“ werden nicht mehr ausreichen.
Hintergrund für diese Neuregelung ist die sogenannte Europäische Entgelttransparenzrichtlinie (EU/2023/970), nach der ab dem 07. Juni 2026 Unternehmen in ihren Stellenanzeigen das Gehalt oder die Gehaltsspanne angeben müssen. Ziel der Verordnung ist es, Diskriminierung und unfaire Löhne zu verhindern.
Wie in Informationen und Kommentaren im Internet zu finden ist, sei die Richtlinie zwar noch nicht durch ein nationales Gesetz umgesetzt, Juristen erwarten aber, dass das bereits seit 2017 bestehende Entgelttransparenzgesetz bis 07.Juni 2026 entsprechend angepasst wird.
Wie relevant die Gehaltsangabe schon heute für die Mitarbeitergewinnung ist, belegen zahlreiche Studien und Analysen. Eine Erhebung des Kölner Marktforschungsunternehmens bilendi im Auftrag der KÖNIGSTEINER Gruppe vom April 2023 berichtet zum Beispiel, dass 71 % der befragten Bewerber sich wünschen, dass Unternehmen ihre Gehaltszahlen bereits in den Stellenanzeigen offenlegen. 82 Prozent bevorzugen zumindest einen ungefähren Gehaltsrahmen, um die Wertigkeit der Stelle besser einschätzen zu können.
Das Fachportal „Rekrutierungserfolg“ schreibt in seiner Auswertung der Studie weiter: „Vage Formulierungen wie attraktives Gehalt erweisen sich hingegen als problematisch, da sie bei vielen Bewerbern Skepsis auslösen und potenziell dazu führen können, dass sie sich von der Bewerbung zurückziehen. So gibt mehr als jeder fünfte Befragte an, sich nicht mehr bei einem Arbeitgeber zu bewerben, der solche Formulierungen nutzt.“
Sucht man nach der Zahl der Unternehmen, die in ihren Stellenanzeigen heute schon Gehaltsangaben machen, stößt man in ChatGPT auf diese Aussage: „Aktuellen Daten zufolge enthalten in Deutschland etwa 15,8 % der Stellenanzeigen eine Gehaltsangabe. Berücksichtigt man zusätzlich Verweise auf Tarifangaben, steigt dieser Anteil auf 23,7 %.
Ähnliche Aussagen finden sich in einem Artikel im Portal „Business Insider“ vom Juli 2023. Dort heißt es: „Demnach enthalten nur 20 Prozent der Stellenanzeigen hierzulande eine konkrete Gehaltsangabe. Deutschland liegt damit weit hinter anderen europäischen Ländern zurück. In den Niederlanden geben Arbeitgeber bei 48 Prozent ihrer Stellenanzeigen das Gehalt an, während der Anteil in Großbritannien bei 72 Prozent liegt.
Wer künftig Mitarbeiter gewinnen will, muss sich also unbedingt mit dem Thema Gehaltstransparenz auseinandersetzen und die interne und externe Kommunikation gezielt darauf ausrichten.